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„Heute ist ein Tag des Friedens und des Feierns!“

Zeitzeugin Eva Weyl besucht zum „Tag der Befreiung“ am 8. Mai erneut die GHS

„Es gingen jede Woche zwei bis drei mal Züge mit 1.200 Juden Richtung Osten in die Vernichtungslager.“ Drei mal hätte die Familie Weyl dabei sein sollen, aber „es ist unglaublich, wie viel Glück wir hatten“, betitelt der SPIEGEL seine Videoreportage über Eva Weyl. Mit ihren fast 89 Jahren ist die gebürtige Niederländerin, die neben Englisch und Französisch auch fließend Deutsch spricht, eine der letzten Zeitzeuginnen der NS-Zeit.

An über 70 Schulen hat sie Vorträge gehalten und ihre Geschichte erzählt. Zum sechsten Mal  besuchte sie #unsereGHS und spricht dieses Mal vor über 200 Schülerinnen und Schülern des zehnten Jahrgangs. Wieder hat sie ihren Vortrag angepasst, ihre Präsentation für den Beamer mit neuen Fotos versehen und auf ihre unerreichte Art Beispiele gefunden, welche die Jugendlichen packten: „Ihr schreibt euch heute eine Whatsapp, wenn ihr verliebt seid. Ich habe damals einen Zettel an Fritz geschrieben, in den ich verliebt war, als ich in eurem Alter war. Sein Vater war der größte Nazi von Freiburg, und meine Eltern wollten mir den Umgang verbieten. Ich war Jüdin und sein Vater Nazi. Aber ich war verliebt, so wie ihr heute vielleicht verliebt seid. Und ich habe nicht auf meine Eltern gehört, so wie ihr manchmal nicht auf eure Eltern hört. Und es war richtig, denn wir waren jung und verliebt und Fritz traf keine Schuld. Und auch euch trifft keine Schuld, für das, was damals in Deutschland gewesen ist. Aber ihr habt heute die Pflicht, auf euer Herz zu hören.“

Wieder war dies der Kern ihrer Botschaft: Hört auf euer Herz, nicht auf den Hass! Sie beendete ihre Präsentation mit einem Comic, auf dem ein älterer Junge ein kleines Mädchen fragt: „Sind bei dir in der  Schule Muslime, Juden, Christen?“ - „Nein“, antwortet das Mädchen, „bei mir in der Schule sind nur Kinder.“ Das wollte Frau Weyl den Schüler*innen mitgeben: Schaut auf den Menschen, nicht die Religion, oder die Nationalität, oder wie jemand aussieht oder wie jemand spricht! Und diese Botschaft war eingebettet in ihre Geschichte, die sie im vollen Forum der GHS erzählte, eine Geschichte von Flucht und Lagerhaft, eine Geschichte über eine Kindheit im Konzentrationslager Westerbork in den Niederlanden. Von hier fuhren die Züge in den Osten, nach Auschwitz, Sobibor und andere Vernichtungslager. In den sicheren Tod. Erst das Ende des Zweiten Weltkrieges beendete auch das Morden der Nazis. Auch deshalb ist der 8. Mai der „Tag der Befreiung“.

Drei Jahre war die Familie Weyl gefangen und drei mal sollte sie im Zug Richtung Auschwitz fahren. Drei mal waren es Glück und Geschick, dass sie nicht in den Zug einsteigen mussten. Deshalb kann Eva Weyl heute ihre Geschichte erzählen. Und sie sieht es als ihre Lebensaufgabe, die sie noch lange machen möchte: „Ich habe schon vor über 100.000 Schülerinnen und Schülern gesprochen.“ Und die Schüler*innen #unsererGHS waren still und lauschten.

Nach dem Vortrag ließen es sich einige aber nicht nehmen, doch zu sprechen und so fragten Schüler*innen noch Frau Weyl persönlich nach einzelnen Eindrücken. Wie immer nahm sie sich noch die Zeit und hörte zu und beantwortete diese Fragen. Und dann, nach der Veranstaltung, ging es wieder zurück in Richtung Niederlande. Aber es ist kein „Leb‘ wohl!“, sondern bloß ein „Auf Wiedersehen!“. Liebe Frau Weyl, wir freuen uns sehr auf Ihren nächsten Besuch! Sie sind herzlich willkommen, wenn sie wieder unseren Schüler*innen sagen wollen, was ihnen so sehr am Herzen liegt: „Hört nicht auf den Hass, hört auf euer Herz!“ Das werden wir.